Was tut ein Professor für Vergleichende Religionswissenschaft, der vier Doktorand(inn)en zu betreuen hat, die aber den ganzen Erdball verstreut sind? Einer sitzt in Bangkok, eine andere studiert in Neu-Delhi, der dritte lebt in Qatar, und die letzte ist wohnhaft auf Gomera. In der Vision des 'Teleteaching' wäre die Betreuung der angehenden Akademiker, die über eine Video-Konferenz zusammengeschaltet werden könnten, kein Problem mehr.
An der Tübinger Universität wird verstärkt darüber geforscht, wie der Unterricht mit neuen Techniken zu verändern ist. So kann beispielsweise das Erlernen einer fremden Sprache unterstützt werden, indem die herkömmlichen Sprachlabors bei den Neuphilologen durch PCs bereichert werden, die Grammatikübungen abfragen können. Ebenso ist es möglich, über Computer die korrekte Aussprache zu überprüfen. Die Erstellung einer 'Bibliothek' durch die Vernetzung verschiedener Rechner von nationalen und internationalen Universitäten und Bildungseinrichtungen, die für alle Studierenden erreichbar ist, kann einen strukturierten Zugriff auf große multimediale und multilinguale Texte erlauben. Informationen sind so schneller und für mehr Nachfrager verfügbar. Seminarunterlagen, die bisher zur Vorbereitung einer Sitzung im Institut abgeholt werden müssen, können einfach von der Bibliothek aufgerufen und herunterkopiert werden. So bleiben diese Paper damit für andere zugänglich.
Die neuen multimedialen Verfahren lassen sich nicht nur im Bereich der Sprachen, sondern vielfältig in allen Wissenschaftszweigen einsetzen. Genannt sei an dieser Stelle ein Praktikum der Fakultät für Chemie und Pharmazie, das den richtigen Umgang mit Gefahrstoffen vermittelt. Sind so hochgiftige Elemente wie Uran, Thallin, Arsen oder Quecksilber aus arbeitsrechtlichen Gründen von der Anwendung mittlerweile ausgeschlossen, so kann mit den neuen Video- und Simulationsverfahren ihr richtiger Umgang doch noch erprobt werden. Wenn bei dem Versuch etwas falsch gemacht wird, hat das dann keine körperlichen Verletzungen zur Folge, da nur in einem virtuellen Labor gearbeitet wurde.
Um die neuen mulitmedialen Verfahren einsetzen zu können, benötigt man verschiedene Fachleute, Wissenschaftler, Pädagogen und Medienpraktiker. Die Unterrichtenden der einzelnen Fächer haben die Aufgabe, Lehrpläne zu erstellen, in denen die neuen Medien auf sinnvolle Art und Weise eingesetzt werden können. Die technische Umsetzung dieser Vorschläge findet dann in einer Art Multi-Media-Labor statt, das unter anderem mit Video-, Schneide- und Tontechniker(inne)n ausgestattet ist - so die Zukunftsvision.
Die Anwendung neuer Verfahren zur Wissensaufbereitung bedeutet jedoch nicht, daß der Mensch als Wissen vermittelnde Instanz überflüssig ist. Ein Studium vom ersten Semester bis zum Abschluß ausschließlich vor dem Computer zu verbringen ist praktisch unmöglich, da die Verknüpfung der verschiedenen Lernbausteine nur über den Menschen laufen kann. Der Einsatz von Multimedia könnte aber die Vermittlung von Wissen erheblich verbessern.
Eine sinnvolle Verknüpfung von technischem Verständnis der Medienpraktiker und dem Wissen der Geistes- und Naturwissenschaften muß stattfinden, wenn Tübingen auch im nächsten Jahrtausend international wettbewerbsfähig bleiben will.
Wer konkrete Vorschläge machen will, wie universitäre Lehrveranstaltungen multimedial zu verbessern sind, kann das bei Hans-Joachim Dezelski im Presseamt tun, der über der E mail: dezelski@uni-tuebingen.de oder unter Tel. 2976792 erreichbar ist.
Presse MAIL (michael.seifert@uni-tuebingen.de)
Presseamts-Info@www.uni-tuebingen.de(dezelski@uni-tuebingen.de) - Stand: 17.10.96 Copyright